Worte schaffen Wirklichkeit
Kennen Sie Redewendungen wie „Kopfzerbrechen“ oder „sich ein Bein ausreißen“? Ganz spontan: Welche Assoziationen haben Sie? Positive oder negative? Wie oft haben Sie in der letzten Zeit im beruflichen Umfeld die Antwort „Keine Ahnung“ gehört oder „Dafür ist jetzt keine Zeit!“? – und was bedeutet das wirklich: „Keine Ahnung“, „keine Zeit“ zu haben? Wie mag sich eine solche Antwort für einen Patienten anhören? Fühlen sich Patienten und Angehörige sicher? Fühlen sie sich geborgen? Wohl kaum.
Pflegekräfte beschäftigen sich mit beruflicher Kommunikation: Wie färben diese Aussagen ab? Auf mich persönlich? Auf mein Selbstbewusstsein? Auf meine Selbstwahrnehmung? Fühle ich Wertschätzung in meinem Berufsalltag, wenn ich täglich selber solche Phrasen benutze oder höre? Im Umgang mit Sprache ist ein geschärftes Bewusstsein und ein Prozess des Umdenkens nötig. Gerade im Bereich der Pflege, auf Stationen in Krankenhäusern oder in Arztpraxen ist ein sensibler Umgang mit Sprache gefordert.
Worte, die wir täglich benutzen, haben einen Ursprung und eine Wirkung. Der Ursprung liegt in der Wahrnehmung von Wirklichkeit. Worte bilden diese Wirklichkeit ab. Mehr noch: Worte schaffen Wirklichkeit. Unsere Definition von Wirklichkeit hängt unmittelbar mit unserer Wortwahl zusammen und sagt viel über unsere persönliche Sicht der Dinge aus: Ist für uns das Glas halbvoll oder halbleer? Als Spiegel unserer Wirklichkeit entfalten Worte ihre Wirkung. Und darin liegt ihr Wert.
Metaphern prägen den Alltag
Metaphern, also Bilder aus Sprache, gehören zu unserer Alltagssprache. Diese Sprachbilder sind für uns so selbstverständlich, dass wir sie als eigenständige Sprachbilder kaum wahrnehmen. Metaphern erleichtern das gegenseitige Verstehen. Es gibt unendlich viele Beispiele:
+ Die Mauer des Schweigens
+ Die Nadel im Heuhaufen suchen
+ Die Warteschlange
+ Jemanden das Herz brechen
+ Etwas auf die Goldwaage legen
+ Mit allen Wassern gewaschen sein
Diese Beispiele wecken positive und/oder negative Assoziationen. Zwar verbindet Sprache die Menschen, aber in ihrer komplexen Vielschichtigkeit ist Sprache auch sehr individuell. Persönliche Erfahrungen spiegeln sich immer im eigenen Sprachgebrauch wider.
Worte bringen unsere Gefühle zum Ausdruck
Ganz viele Wörter unserer Sprache bilden durch ihren Klang das Bezeichnete ab. So ist Sprache entstanden. Viele Worte haben ihren Ursprung in Lauten, die eine Sache in Klang und Bild nachempfinden. Worte sind der Versuch des Menschen, seine Wirklichkeit und die damit verbundenen Gefühle und Erlebnisse auszudrücken. Einige Beispiele sind:
+ knistern, knarren, knacken
+ bibbern, flattern, wackeln
+ schmiegen, schmeicheln, streicheln
Worte schaffen Wirklichkeit
Mit der Nutzung der Worte verschmelzen dann Laut, Bild und Bedeutung miteinander. Es ist nicht mehr zu unterscheiden, ob der Klang oder der Sinn die Bilder und Gefühle hervorruft. Fakt ist: Worte schaffen Wirklichkeit. Nicht nur auf der Gefühlsebene. Längst ist die Verknüpfung zwischen Körper und Sprache wissenschaftlich erwiesen. Der Begriff Körpersprache ist bekannt. Worte, Gefühle, Stimmung und innere Bilder korrespondieren mit der Körperhaltung. Das gilt auch umgekehrt. Wenn Menschen über einen Nadelstich reden, aktiviert das die gleiche Region im Gehirn der Gesprächspartner, als ob tatsächlich ein Nadelstich zu spüren ist.
Nutzen Sie die positive Kraft und Macht der Worte. Worte schaffen Wirklichkeit. Für einen erfüllenden Berufsalltag im Gesundheitswesen. Von WORTWERT profitieren Pflegekräfte in Krankenhäusern, Assistenzen in Praxen, HelferInnen, PflegeschülerInnen, Stations- und Pflegedienstleitungen sowie PraktikantInnen.
Kleines Bonbon zum Schluss: Übrigens fangen viele Worte in diesem Text mit „W“ an.
+ Wort
+ Wert
+ Wahrnehmung
+ Wirklichkeit
+ Wirkung
+ Wirksamkeit